Wollongong (rad-net) - Direkt zum Auftakt der Straßen-Weltmeisterschaften in Wollongong in Australien hat es die erste Medaille gegeben: Im Einzelzeitfahren der Frauen sicherte sich Ricarda Bauernfeind Bronze in der separaten U23-Wertung. Unterdessen verteidigte die Niederländerin Ellen van Dijk ihr Regenbogentrikot in der Elite-Klasse.
Am aller schnellsten war Van Dijk. Die 35-Jährige legte die 34,2 Kilometer in 44:28 Minuten zurück und verwies damit Lokalmatadorin Grace Brown um zwölf Sekunden auf den zweiten Platz, um sich ihren dritten Weltmeistertitel nach 2013 und 2021 zu holen. Mit 41 Sekunden Rückstand belegte Zeitfahr-Europameisterin Marlen Reusser (Schweiz) den Rang drei.
Schon an der ersten Zwischenzeit nach sieben Kilometern hatte Van Dijk neun Sekunden Vorsprung auf Reusser und zehn auf Brown. Den konnte sie bis zur zweiten Zeitnahme bei 24 gefahrenen Kilometern auf zwölf Sekunden Vorsprung auf Brown und 34 Sekunden auf Reusser ausbauen. Auf den letzten Kilometern verlor Brown dann weitere Zeit auf die Siegerin, während Reusser noch weitere sieben Sekunden einbüßte.
«Ich hätte nicht erwartet, hier zu gewinnen, da die Strecke mir nicht entgegenkam. Aber ich hatte eine gute mentale und physikalische Vorbereitung. Ich habe mir einfach gedacht: 'Ich hatte ein tolles Jahr im Regenbogentrikot und wenn es Podestplatz herauskommt, wäre es nett, aber wenn es nicht klappt, wäre es auch okay.' Das hat, denke ich, den Unterschied gemacht», so die alte und neue Weltmeisterin. Was ihre gefahrenen Zeiten wert sind, erfuhr Van Dijk unterwegs nicht. «Ich wollte es nicht wissen, sondern mich einzig und allein auf mich konzentrieren.»
Erstmals werden bei dieser Weltmeisterschaft auch Medaillen in der Kategorie Frauen U23 vergeben. Gestartet wurde das Zeitfahren aber gemeinsam mit der Elite. Auf dem gesamt vierten Rang reihte sich Vittoria Guazzini aus Italien ein und war damit beste U23-Fahrerin. Sie benötigte 45:20 Minuten und krönte sich nach Europameistertiteln in der U19 und U23 zur ersten U23-Weltmeisterin im Kampf gegen die Uhr. Silber ging an Shirin van Anrooij, die 1:39 Minuten Rückstand aufwies, Bauernfeind war 2:18 Minuten langsamer als die Italienerin.
«Für mich ist das etwas ganz Neues, bei einer Weltmeisterschaft auf dem Podium zu stehen. Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, eine Medaille zu gewinnen. Top 5 wäre schon schön gewesen», sagte Bauernfeind. Die 22-Jährige war als allererste Fahrerin dieser Titelkämpfe von der Startrampe gerollt und legte erst einmal die Richtzeit für alle weiteren Fahrerinnen hin. «Ich war nicht happy, dass ich als Erste starten musste, aber am Ende muss jeder die Strecke fahren. Ich habe zu Beginn des Rennens nicht damit gerechnet, eine Medaille zu gewinnen. Der Wind war heute extrem, vor allem in den Kurven. Man wusste nie, wann eine Böe kam. Ich habe mein Bestes gegeben, hatte tolle Unterstützung aus dem Auto, konnte alles umsetzen, was wir vorher besprochen hatten. Dass ich in der Gesamtabrechnung noch unter die besten 20 fahren konnte [Anm. d. Red.: 18.] ist ein super Ergebnis. Die Medaille in der U23-Wertung natürlich mega», freute sich Bauernfeind.
Die zweite Starterin, Mieke Kröger, wurde im Rennen der Elite Zwölfte. «Am Berg habe ich ein paar Sekunden liegen gelassen. Aber ich komme halt nicht schneller rüber», so Kröger, die weiter erklärte: «Ich habe gut ins Rennen gefunden, konnte es mir gut einteilen. Das Zeitfahren hat heute richtig Spaß auf diesem Kurs. Mental die härteste Zeit hatte ich eingangs der zweiten Runde, weil ich angeknockt war, danach ging es aber wieder gut, und ich konnte mich gut motivieren. Das Ergebnis ist okay, auch wenn eine Top-Ten-Platzierung natürlich schöner gewesen wäre.»